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„Es wird viele Spannungen geben“

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„Es wird viele Spannungen geben“

Erzbischof Anders Wejryd von der Kirche von Schweden ist neuer Präsident des ÖRK.

06. November 2013

Acht neue Präsidenten hat die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) am Montag, 4. November 2013, in Busan gewählt. Für die Region Europa stimmten die Delegierten für Erzbischof Anders Wejryd von der Kirche von Schweden. Im Interview spricht er über die Entwicklung des ÖRK und die wichtigsten Themen in den kommenden Jahren.

1975 waren Sie das erste Mal als Jugenddelegierter bei einer Vollversammlung. 30 Jahre später hat man sie zum Präsidenten gewählt. Wie hat sich der ÖRK seitdem verändert?

Alle Organisationen haben ihre Höhen und Tiefen. Der ÖRK hatte Krisen, in denen man sich gefragt hat: Wie kann es weitergehen und wie können wir zusammenbleiben? Das waren wichtige Momente, in denen wir herausgefunden haben, dass wir uns einig und uneinig seien können. Das ist, was uns zusammenhält.

Wie sehen Sie den ÖRK heute?

Als eine sehr viel offenere Organisation. Die Demonstrationen hier sind dafür ein gutes Beispiel. Es sind Demonstrationen gegen einen ÖRK, den es so nicht gibt. Sie demonstrieren gegen ein Thema, dass für den ÖRK nicht zentral ist. Natürlich ist Gott unser Retter. Aber der ÖKR sagt auch häufig, dass wir nur auf Christus verweisen können. Wir können aber nicht eingrenzen, was Gott macht. Es wird noch so viel mehr Spannungen geben in den kommenden Jahren. Wenn die jungen Kirchen weiter wachsen beispielsweise. Sie legen die Bibel konservativer aus, kämpfen aber auch dort, weil nicht alle dasselbe denken. Das werden wir im ÖRK spüren. Dann ist es wichtig, dass wir Respekt für einander haben. Wir müssen zuhören und werden feststellen, dass wir viel gemeinsam haben.

Gerechtigkeit und Frieden kann nur zusammen funktionieren

Was sind die wichtigsten Themen für den ÖRK in den kommenden Jahren?

Es ist wichtig, dass wir einen sicheren Ort schaffen, wo Kirchen wissen, dass sie sprechen und zuhören können. Und diesen Ort müssen wir immer wieder erneuern. Außerdem müssen wir unseren Kirchen helfen zu erkennen, dass Gerechtigkeit und Frieden nur zusammen funktionieren können. Ein weiteres Thema ist die finanzielle Lage des ÖRK. Die war eine Katastrophe. Sie ist in den vergangenen Jahren zwar in Ordnung gebracht worden, aber es muss noch viel getan werden. Wir müssen dafür sorgen, dass der ÖRK weiterbestehen kann. Das kann nicht in Genf passieren und von dort schicken sie den Kirchen dann eine Rechnung: Es muss in ständigen Austausch mit den Kirchen passieren.

Sie sind zum Präsidenten für die Region Europa gewählt worden. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Ich bin ein Präsident des ÖRK, der aus Europa kommt. Aber mehr nicht. Trotzdem ist es in Europa wichtig, dass die Kirchen zusammenarbeiten und merken, dass das Leben innerhalb Europas sehr unterschiedlich ist. Es ist nicht überall wie in Schweden.

In Ländern in Asien und Afrika steigen die Zahlen der Christen. In Europa sinken sie. Woran liegt das und was kann der ÖRK dagegen tun?

Das sind Fragen mit denen wir jeden Tag leben. Langsam weigere ich mich zu sagen: Macht dies, macht das. Es kommt auf den Einsatz und die Glaubwürdigkeit an. Und dass man Menschen triffst, sie ernst nimmt und nicht von oben herab behandelt. Vor 1000 Jahren stand unsere Kirche in Europa für Modernität. Das ist für Menschen attraktiv. Das kann man auch hier in Busan sehen. Wer modern ist, ist auch Christ. In Europa ist ein moderner Mensch kein Christ. Deshalb müssen wir uns neu aufstellen und uns fragen, ob wir uns wirklich für Menschen interessieren, egal, an was sie glauben.

Hochauflösende Fotos sind erhältlich über photos.oikoumene.org

Website der ÖRK-Vollversammlung

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