Aufbruch zur Pilgerreise für Gerechtigkeit und Frieden
ÖRK-Generalsekretär Pastor Dr. Olav Fykse Tveit spricht am ersten Tag der 10. ÖRK-Vollversammlung in Busan zum Plenum
31. Oktober 2013
„Ich bin überzeugt, dass der Gott des Lebens heute neue Möglichkeiten für den ÖRK schafft“, erklärt Pastor Dr. Olav Fykse Tveit, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. In seinem Bericht zur Eröffnung der 10. ÖRK-Vollversammlung in Busan entwirft er eine Vision für die Arbeit des ÖRK in den kommenden Jahren. „Wir sind nicht hier um zu diskutieren, ob wir als Gemeinschaft von Kirchen etwas verändern können, sondern vielmehr, um zu überlegen, wie und mit wem wir unseren Beitrag leisten.“
Seine Vision für die Periode bis zur nächsten Vollversammlung ist eine Pilgerreise für Gerechtigkeit und Frieden. Tveit, der seit 2010 ÖRK-Generalsekretär ist, rief die Delegierten dazu auf, zum Wesentlichen zurückzukehren und benannte in seinem Bericht vor allem vier Bereiche. Als erstes sprach er von christliche Solidarität. Jesus nachzufolgen bedeute, die vorrangige Option für die Armen zu wählen, so Tveit.
Als zweites benannte er das Streben nach sichtbarer christliche Einheit und sagte: „Der ÖRK hat in der ökumenischen Bewegung eine Führungsrolle.“ Der ÖRK habe die Aufgabe, andere ökumenische Institutionen, das Globale Christliche Forum und alle weiteren Partner zu befähigen. Tveit weiter: „Wir schätzen und pflegen unsere Beziehungen mit der gesamten ökumenischen Bewegung.“
Die Kirche ist missionarisch
„Die Identität der Kirche ist missionarisch“, sagte Tveit und verband damit das Thema Einheit eng mit der dritten Aufgabe, der Mission. Er zitierte aus der neuen ÖRK-Missionserklärung, die jetzt in Busan diskutiert wird: „Tatsächlich wird Mission von den Rändern der Gesellschaft definiert und kommt von daher zu uns.“ Für 2017 kündigte er eine Konferenz von Glauben und Kirchenverfassung zum Thema Erneuerung als wichtige Gelegenheit zur Feier des 500-jährigen Reformationsjubiläums an.
Als viertes sprach Tveit ausführlich über Fragen der Friedensarbeit: „Die Suche nach gerechtem Frieden muss fortgesetzt werden.“ Der ÖRK habe eine einzigartige Qualität in den Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden einzubringen.
Tveit bezog sich ausführlich auf die Situation im Nahen Osten. Er berichtete, dass Lakdhar Brahimi, der gemeinsamen Vertreter der UNO und der Arabischen Liga, darauf dränge, dass die Kirchen ihre bedeutende Rolle dafür nutzen, sich für einen Friedensprozess in Syrien einzusetzen. Im Irak, Ägypten, Syrien und Palästina, so Tveit, führe der Weg zum Frieden über eine Kultur und Praxis von Demokratie und Gleichberechtigung aller Bürger.
Weiter sagte der ÖRK-Generalsekretär: „Wir müssen die interreligiösen Beziehungen ausbauen, denn wir alle haben die Kapazitäten, gemeinsam unsere Stimme zu erheben und gemeinsam für Gerechtigkeit und Frieden für alle zu arbeiten.“ Es müsse alles getan werden, um die Wirkung von gewalttätigen Extremisten zu verringern.
Beiträge der Mitgliedskirchen sind entscheidend
Tveit ging in seinem Bericht auch auf das Verhältnis zwischen dem ÖRK und seinen Mitgliedskirchen ein. „Der ÖRK sollte sich aufgrund seiner einzigartigen Stellung auch an dem umfassenden Engagement von Kirchen und ökumenischen Partnern für Migrantinnen und Migranten angemessen beteiligen“, hob Tveit hervor. Insgesamt sei der größte Reichtum des ÖRK seine 345 Mitgliedskirchen. Alle ÖRK-Programme und Projekte müssten sich daran messen lassen, wie sie die Mitgliedskirchen einbeziehen.
Tveit sprach sich aber auch deutlich für das Ökumenische Zentrum in Genf aus. Das ÖRK-Hauptquartier sei ein „ganz eigener Aktivposten“. Auch wenn der ÖRK vor allem dort angesiedelt sei, wo die Mitgliedskirchen sind, so Tveit, sei es ein großer Vorteil, in Genf zu sein, „im Herzen der internationalen Organisationen und ihrer Arbeit für Gerechtigkeit, Frieden und Menschenrechte, für Kinder, Gesundheit und Abrüstung“.
Tveit stellte fest, dass der ÖRK dank starker Bemühungen in den vergangenen Jahren eine solide Struktur und Ressourcen habe. Er stellte aber auch klar, wie entscheidend das finanzielle Engagement der ÖRK-Mitgliedskirchen ist: „Um eine Gemeinschaft von Kirchen zu sein, müssen wir alle entsprechend unserer Größe und Möglichkeiten dazu beitragen.“
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