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Junge Menschen spüren Rhythmus der ÖRK-Vollversammlung in Deutschland

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Junge Menschen spüren Rhythmus der ÖRK-Vollversammlung in Deutschland

Pastorin Christina Biere, Mitbegründerin von MEET und Jugenddelegierte im ÖRK-Zentralausschuss © Daniela Kayßer

24. Juni 2013

Von Annegreth Schilling (*)

Während die 10. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) noch einige Monate in der Zukunft liegt, entwickelt sich schon ein Rhythmus mit einem Vorgeschmack darauf, was junge Menschen zur Vollversammlung mitbringen und dort erfahren werden.

Klatsch – klatsch – klatsch.
Tschaka!
„God of life, lead us to justice and peace.“
Klatsch – klatsch – klatsch.

Die Stimmen von 35 jungen Leuten füllten in der vergangenen Woche den klassizistischen Tagungssaal der Evangelischen Akademie in Hofgeismar in Deutschland. Der Rhythmus des Liedes bewegte Hände und Füße und ließ so die einzigartige Atmosphäre ökumenischer Gemeinschaft erklingen.

„Life, Justice, Peace“ (Leben, Gerechtigkeit, Frieden) war das Thema der deutschen Jugendtagung vom 18. bis 20. Juni zur Vorbereitung auf die ÖRK-Vollversammlung in Busan. Die zukünftigen jungen Delegierten, Stewards und Teilnehmenden des theologischen Studienprogramms GETI (Global Ecumenical Theological Institute) trafen sich in Hofgeismar, um sich auf das globale ökumenische Highlight des Jahres vorzubereiten.

Die ÖRK-Vollversammlung wird vom 30. Oktober bis 8. November in Busan, Südkorea stattfinden.

Die jungen Erwachsenen beschäftigten sich mit zentralen Themen der Vollversammlung und konnten dabei auch von den Erfahrungen ehemaliger Jugenddelegierter profitieren. Es waren allerdings nicht nur deutsche Teilnehmer dabei. Auch andere junge Busan-Fahrer und Gäste aus Tschechien, Schweden, Griechenland, der Schweiz und sogar aus Ghana nahmen an der Konferenz teil. Sie repräsentierten lutherische, unierte, reformierte, mennonitische und orthodoxe Kirchen und Traditionen.

Schulamit Kriener ist eine der jungen Delegierten aus Deutschland. Die 24-jährige Frau kennt sich besonders gut im asiatischen Kontext aus, da sie mit dem Berliner Missionswerk zunächst ein Freiwilligenjahr in Südkorea absolvierte und in diesem Sommer ihr Studium der Koreanistik und Politikwissenschaft in London abschließen wird.

Ihre Augen leuchteten als sie über die bevorstehende Versammlung in Busan sprach: „Nach so einer ausgezeichneten Vorbereitung sind meine Erwartungen natürlich sehr hoch. Ich hoffe, dass der ÖRK sagen wird: ,Hier sind unsere Programme, hier sind unsere Listen. Wir haben nur darauf gewartet, dass du mitmachst. Trag dich einfach ein.’“

Gemeinsam mit den anderen jungen Delegierten aus Deutschland wird sie in Busan einen Workshop über die Nuklearkatastrophe in Fukushima und die Auswirkungen auf die Weltgemeinschaft halten.

„In der Umgebung von Busan gibt es mindestens drei Atomkraftwerke. Wir wollen die anderen Delegierten auf diese Thematik aufmerksam machen und Mitgefühl für die Geschehnisse in Japan wecken.“

Ökologische Gerechtigkeit ist gegenwärtig eines der brennenden Themen der globalen ökumenischen Bewegung. Darin stimmen die jungen Erwachsenen in Hofgeismar überein. Die Verantwortung der Kirchen sollte es ihrer Meinung nach sein, den Teufelskreis der Ungerechtigkeit zu durchbrechen und als Mitglieder in Gottes Haushalt zu leben, so der Tenor der Teilnehmenden. Das ist es, was „oikoumene“ für die jungen Erwachsenen bedeutet: „Anwälte für Gottes Schöpfung zu sein“.

Heute Christ sein

Joseph Acheampong, Doktorand an der Missionsakademie der Universität Hamburg sitzt auf der Terrasse vor dem Konferenzsaal. Er ist einer von mehreren Teilnehmenden des theologischen Programms GETI. Der gebürtige Ghanaer betrachtet die Schönheit des Parks, der die Akademie in Hofgeismar umgibt. Sein Blick ruht auf den alten Bäumen; kein Lüftchen regt sich. Einige Enten fliegen über den kleinen Teich.

Für ihn wird es eines der Hauptziele des theologischen Austauschs sein, zu diskutieren, was es heute bedeutet Christ zu sein.

„Die Definition von Spiritualität unterscheidet sich von Kontext zu Kontext“, sagt er. „Für mich ist eine Kirche, die die geistliche Gemeinschaft nicht als ihr Zentrum betrachtet, keine Kirche.“

Die Begegnung und der Austausch in Busan wird Acheampong die Möglichkeit bieten, seine Ansichten mit jungen Theologinnen und Theologen aus anderen Kontexten zu teilen und über ungewohnte und neue Trends in der ökumenischen Bewegung zu lernen. „Das wird uns sicherlich auch zum Ringen miteinander führen“, räumt er ein.

Junge Menschen für den ökumenischen Austausch vorzubereiten und zu stärken ist das Hauptziel der Jugendtagung in Hofgeismar. Nach der letzten Vollversammlung des ÖRK in Porto Alegre, Brasilien, hatten die jungen Teilnehmenden in Deutschland das Gefühl, dass es notwendig sei, ein Netzwerk zu bilden, dass die internationalen ökumenischen Erfahrungen junger Erwachsener mit den ökumenischen Realitäten in Deutschland verknüpft.

Seit 2006 bringt das Netzwerk „More Ecumenical Empowerment Together“ (MEET) junge Erwachsene in Deutschland zusammen, die ihre ökumenischen Erfahrungen miteinander teilen und Ideen entwickeln, wie die Ökumene auch die jüngeren Generationen begeistern kann.

Für Christina Biere, junge Pastorin, Mitbegründerin von MEET und Jugenddelegierte im ÖRK-Zentralausschuss, ist in Hofgeismar ein Traum wahr geworden: „Mit dieser Konferenz schafft MEET zusammen mit der Evangelischen Akademie und Brot für die Welt einen Raum für Begegnung und ökumenisches Lernen auf unserem Weg nach Busan.“

Ihr Wunsch für die jungen Teilnehmenden an der bevorstehenden Vollversammlung ist, dass sie untereinander Vertrauen bilden und davon bestärkt in Busan die brennenden Themen der jungen Erwachsenen aus Europa einbringen.

In Zeiten, in denen – besonders in der deutschen Öffentlichkeit – die Ökumene eher in der Krise als im Aufbruch gesehen wird, ist dieses Treffen junger Ökumenikerinnen und Ökumeniker ein Zeichen wahrer Hoffnung. Der Rhythmus der Lieder, die Kraft ökumenischer Freundschaft und die Sorge um eine friedliche und gerechte Welt ist es, was die jungen Teilnehmer von Hofgeismar mit nach Busan bringen werden.

(*) Annegreth Schilling ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ökumenischen Institut der Ruhr-Universität Bochum und promoviert derzeit zur Repräsentation Lateinamerikas im ÖRK in den 1960er und 1970er Jahren.

Website der ÖRK-Vollversammlung

Website von MEET

Programm der Konferenz (auf Englisch, pdf)

Informationen zu GETI (auf Englisch)

Fotos in hoher Auflösung können über photos.oikoumene.org kostenlos angefordert werden.